Traumdeutung und Traumforschung

Sigmund Freud

Er beschäftigte sich in seinem Buch "Traumdeutung" (1900) mit der Bedeutung von Träumen für die Psyche.

Er meinte, Träume seien der "Königsweg zum Unbewussten" und nutzte sie in der Psychoanalyse, um verborgene Konflikte und verdrängte Inhalte bewusst zu machen. Heute wird allgemein angenommen, dass Freud die Bedeutung von sexuellen Wünschen bei der Entstehung von Träumen wohl überbewertet hat. Anerkannt wird aber immer noch, dass im Traum Wunscherfüllungen eine Rolle spielen und dass Tagesreste verarbeitet werden. Ein Schüler von Freud, C. G. Jung, entwickelte die Theorie weiter und fand, dass Träume eine kompensatorische Funktion haben. Einseitige Vorstellungen werden korrigiert durch das Unbewusste, oft in total entgegengesetzter Form, und dies kommt in Träumen zum Ausdruck. Eine Person etwa, die wir abgrundtief hassen, erscheint im Traum als freundschaftlich zugewandt.

Träume werden wieder vermehrt erforscht, u. a. in sog. Schlaflabors. Inzwischen wurde über interessante neue Erkenntnisse berichtet. Zum Beispiel über die Verarbeitung von sog. subliminaler Wahrnehmung (unterhalb der Bewusstseinsschwelle) in Träumen. Man stellte fest, dass folgende Tätigkeiten in Träumen nur sehr selten auftauchen: Lesen, Schreiben und Rechnen. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Träumen vor allem mit Primärprozessen zu tun hat (Es), während die 3 erwähnten Aktivitäten eher mit Sekundärprozessen verbunden sind (Ich). Sex ist ein Thema im Traum, beherrscht ihn aber nicht. Erotische Inhalte finden sich in nur 12% der Männer- und in 4% der Frauenträume.

"Träume sind Schäume", so lautet ein altes Sprichwort. Und so ähnlich haben es auch einige Forscher gesehen, wie der 80er Jahre Nobelpreisträger Francis Crick und die beiden Harvard-Psychiater Allen Hobson und Robert McCarley. Ihrer Meinung nach dienen Träume lediglich dazu, neuronale Leitungen von Tagesresten zu reinigen und das Gehirn zu regenerieren. Der "Informationsmüll" werde gelöscht, und nur die wichtigsten Dinge werden im Gedächtnis abgelegt. Den Träumen einen Sinn zu geben, sei nicht zulässig, da das Großhirn erst nachträglich den Bildern der elektrischen Gewitter einen psychologisch gefärbten Inhalt verleihe. Die Lehren von Sigmund Freud und C. G. Jung, wonach, wie bereits erwähnt, Träume der "Königsweg zum Unbewussten" sind, hatte man ad acta gelegt. Wohl doch etwas verfrüht, denn neuere Forschungen greifen die älteren Theorien wieder auf. Die Arbeiten des britischen Hirnforschers Mark Solms beispielsweise zeigen, dass beim Träumen mehrere Gehirnbereiche beteiligt sind und dass nicht nur, wie bisher angenommen wurde, im sog. REM-Schlaf geträumt wird, sondern auch in allen anderen Schlafphasen. Er wies nach, dass Träume auf höheren psychischen Prozessen beruhen und dass der von ihm so benannte "symbolische Faktor" der wichtigste Traumgenerator ist. Wer nämlich die Fähigkeit verliert, symbolische und abstrakte Konzepte zu begreifen, der erleidet auch gleichzeitig einen Totalausfall der Träume. In der Ausgabe von "Psychologie heute" von März 2000 war ein Gespräch mit M. Solms zu diesem Thema abgedruckt. Vor allem der Bereich im Gehirn, der mit Antrieb und Motivation zu tun hat, scheint mit dem Träumen eng verbunden zu sein, was wiederum die Annahmen von S. Freud bestätigt.  Auch A. Hobson hat in Vorträgen auf Fachkongressen dargelegt, dass Trauminhalte als psychologisch bedeutsam und personenspezifisch zu verstehen sind.

An dieser Stelle möchte ich auch noch ein Beispiel für einen Kindertraum einfügen. Es handelt sich um den Angsttraum eines 10jährigen Mädchens, das während eines stationären Aufenthalts träumte, sie sei eingesperrt, habe nichts zu spielen, nichts zu essen und nichts zu trinken. Sie malte dazu auch ein Bild, um den Traum darzustellen:

Tatsächlich hatte es dem Mädchen an Vielem gefehlt. Weniger an materiellen Dingen, aber an Zuwendung und Geborgenheit. Der Traum bringt verschlüsselt den Wunsch nach Geborgenheit zum Ausdruck, auch wenn man zunächst nur an die Angst vor dem Eingesperrtsein denkt. Die materiellen Dinge sind nicht so wichtig. Das gemalte Kind ist sehr klein, so dass man vermuten kann, dass der Traum in die frühe Kindheit zurückverweist. Der Käfig erinnert auch an die Gitterbetten für kleinere Kinder im Krankenhaus, die zu ihrem Schutz dienen, damit sie nicht rausfallen können. Es gab Erwachsene, die ganz entsetzt waren über diese "Käfige", aber die Kinder erleben wahrscheinlich eher das Gefühl von Sicherheit, Schutz und Geborgenheit. Wenn draußen nur Gefahren drohen, ist man hinter Gittern wirklich am sichersten, auch wenn es eine Einschränkung der Freiheit ist.

Weitere Beispiele von Kinderträumen und deren Deutung finden Sie auf folgender Seite:

   Beispiele von Kinderträumen

 


     
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